Vor dem Hintergrund der anstehenden Entscheidung der Stadtverwaltung über eine deutliche Erweiterung des Sperrbezirks und eine Beschränkung der Straßenprostitution auf die Nachtstunden warnt die Aids-Hilfe Saar e.V. vor negativen Auswirkungen für die betroffenen Frauen.
„Die zu erwartenden Veränderungen bergen nicht zu unterschätzende Risiken und Gefahren für die Frauen, machen sie anfälliger gegenüber Ausbeutung und Gewalt und werden die Erreichbarkeit der Zielgruppe für sozialarbeiterische Angebote deutlich erschweren“ sagt Herr Kuhn, Mitarbeiter der Aids-Hilfe Saar e.V. und zuständig für den Arbeitsbereich Prostitution.
So verfügt ausgerechnet der längste Abschnitt an dem Straßenprostitution in der Landeshauptstadt künftig erlaubt sein soll, nämlich das Deutschmühlental, über keinerlei Infrastruktur. Es gibt keine ausreichende Straßenbeleuchtung und teilweise keinen Fußweg und damit nicht einmal ein Minimum an Sicherheit für die Frauen. Aus eben diesen Gründen hat sich in der Vergangenheit auch kein Nachtstrich im Deutschmühlental etabliert.
„Heute schon laufen die Frauen ständig Gefahr in einem abgelegenen Waldstück von einem Freier misshandelt, vergewaltigt oder betrogen zu werden. Mit einer solchen Entscheidung nimmt man billigend in Kauf, dass die Frauen deutlich höheren Risiken ausgesetzt werden“, betont Herr Kuhn.
Eine Ausweitung des Sperrbezirks, und die damit notwendigerweise verbundenen Kontrollen, würden die Frauen zudem noch mehr als bisher kriminalisieren, diskriminieren und in die Illegalität abdrängen. Eine stärkere Verlagerung in die unsichtbare Wohnungsprostitution könnte eine mögliche Folge sein. Dies aber würde den sozialen Einrichtungen, die aufsuchende Arbeit mit der Zielgruppe der Prostituierten leisten, den Zugang zu den Frauen deutlich erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen.
Von Seiten der Aids-Hilfe Saar e.V. wird auch beklagt, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen der Frauen und insbesondere die hohen gesundheitlichen Risiken, denen die Frauen ausgesetzt sind, in der gegenwärtigen Diskussion völlig außer Acht gelassen werden. „Vorschläge und Möglichkeiten sinnvoller und dringend notwendiger Intervention im Interesse der Frauen werden erst gar nicht angedacht oder überhaupt diskutiert“, gibt Herr Kuhn zu bedenken.
Sinnvoll ist aus Sicht der Aids-Hilfe Saar e.V. die Schaffung einer Anbahnungs- und Verrichtungszone in der Landeshauptstadt nach dem “Utrechter Modell“. Mit diesem Modell könnten verschiedene Aspekte im Kontext der Straßenprostitution für alle Beteiligten - Kommune, Prostituierte, Anwohner – einer sinnvollen Lösung zugeführt werden.
Die Vorteile einer solchen Einrichtung liegen auf der Hand. Den Prostituierten würde mittels eines legalen Straßenstrichs auf kontrolliertem Gelände ein geschützter Rahmen für ihre Tätigkeit geboten und gewalttätige Übergriffe von Freiern auf Prostituierte könnten erfolgreich reduziert werden. Beratung und Prävention könnten unmittelbar vor Ort angeboten und auch Freier könnten auf diesem Weg für Präventionsbotschaften gewonnen werden. Zudem könnte mit der Bereitstellung sanitärer Anlagen eine deutliche Verbesserung der hygienischen Bedingungen in der Straßenprostitution erreicht werden.
(Pressemitteilung der Aids-Hilfe Saar e.V. vom 21.02.2014)