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Bestimmt nicht für den Arsch!, die ICH WEISS WAS ICH TU-Testwochen

 

Unter dem Motto: „20 Sekunden für deinen Arsch“ finden vom 1. April bis zum 17. Mai bundesweit die ICH WEISS WAS ICH TU-Testwochen statt. Die Testwochen richten sich ausschließlich an schwule und bisexuelle Männer. Viele Aidshilfen, Präventionsprojekte und Gesundheitsämter beteiligen sich daran.

Auch wir werden uns mit unserem Projekt "Gudd druff!" an den Testwochen beteiligen und bieten an folgenden Terminen auch Analabstriche an:

  • Donnerstag, 4. April, 18 - 21 Uhr in der XL-Sauna
  • Dienstag, 23. April, 18 - 20 Uhr in der Aids-Hilfe Saar
  • Dienstag, 7. Mai, 18 - 20 Uhr in der Aids-Hilfe Saar

Geboten werden Beratung zu und Testung auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STIs). Neben HIV sind die wichtigsten STIs bei schwulen Männern Gonorrhö („Tripper“), Syphilis und Chlamydien-Infektionen. HIV und Syphilis können durch eine Blutabnahme festgestellt werden. Bei Chlamydien und Gonokokken, den Erregern der Gonorrhö, sind jedoch andere Untersuchungen nötig, zum Beispiel ein Abstrich. Da bei schwulen Männern viele Infektionen unerkannt im Enddarm stattfinden, sollte der Abstrich am besten auch dort erfolgen. Das Ganze dauert etwa 20 Sekunden und kann selbst gemacht werden: Mit einem Wattestäbchen werden ein paar Zellen von der Schleimhaut aufgenommen, um sie dann auf Bakterien zu untersuchen. Das ist weder schmerzhaft noch peinlich: Die an den Testwochen beteiligten Projekte garantieren die Anonymität und kommen selber aus der Szene oder sind mit den Lebenswelten schwuler Männer bestens vertraut.

Deutschland ist im Hinblick auf die Entdeckung dieser rektalen Infektionen ein Entwicklungsland: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern werden bei uns Abstriche im Enddarm oder auch im Rachen viel zu selten gemacht. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass in den Arztpraxen nicht oder nur selten über Anal-und Oralverkehr gesprochen wird. Viele Ärzte denken nicht über die Sexualpraktiken ihrer Patienten nach, und viele Patienten trauen sich nicht, selbst darüber zu sprechen. Dazu kommt, dass viele der bakteriellen Infektionen im Enddarm symptomlos verlaufen.

Der Mediziner Armin Schafberger von der Deutschen AIDS-Hilfe erklärt, warum rektale Abstriche wichtig sind: „Das Risiko, dass ein HIV-negativer Mann HIV-positiv wird, ist mit einer rektalen STI viel höher als ohne. Wer in den letzten Jahren ein-bis zweimal eine rektale Chlamydien- oder Gonokokken-Infektion hatte, hat ein 15-prozentiges Risiko, im Folgejahr HIV-positiv getestet zu werden. Bei Männern mit rektalen STIs wären das 15 von 100 Personen. Das heißt: Wir müssen schwule Männer stärker auf rektale STIs testen lassen und dazu mit Ärzten kooperieren, damit diese mehr solcher Tests anbieten.“

Schafberger erläutert, was sich konkret ändern muss: „Die nötigen Untersuchungen werden nicht gemacht. Das liegt unter anderem daran, dass kaum ein Arzt noch die Genitalien oder den Enddarm untersucht. Ich habe das noch so gelernt, dass man einen Patienten beim ersten Gespräch komplett auszieht und auch mal hinfasst – auch rektal. Wenn ich aber heute herumfrage, wem das so passiert, stellt sich heraus: Fehlanzeige. In der Praxis lässt man prinzipiell die Hose an, egal ob man schwul oder hetero ist. Die gängigen Untersuchungen zu STIs sind die saubere Blutabnahme, und damit hat man Syphilis und HIV im Blick – aber nicht Gonokokken und Chlamydien, schon gar nicht rektal! Das müssen wir ändern.“ Dazu gehört auch, dass schwule Männer den Rektalabstrich selbstbewusst einfordern.

"Gudd druff! wird nach den Testwochen die Analabstrichuntersuchungen als Regelangebot anbieten.

Weiter Informationen zu den Testwochen gibt es unter www.iwwit.de und www.gudd-druff.de