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Von Wien nach Washington

Am vergangenen Freitag endete die 18. Welt-Aids-Konferenz in Wien: die wichtigsten Ergebnisse und eine persönliche Einladung nach Washington

Die 18. Welt-Aids-Konferenz in Wien ist Geschichte. Vom 18. bis zum 23. Juli berieten 19.300 Fachleute und Community-Vertreter aus 193 Ländern über das gemeinsames Ziel: Wie bekommen möglichst alle Menschen Zugang zu wirksamer HIV-Prävention und -Behandlung? Bereits das Konferenzmotto "Rights Here, Right Now" (Rechte hier und jetzt) gab ein wichtiges Thema vor: Zum Umgang mit der HIV-Epidemie, so die Botschaft, gehörten nicht nur verbesserte Ressourcen, sondern auch ein vehementes Engagement für die Menschenrechte und der verstärkte Einsatz von wissenschaftlich fundierten Präventionsstrategien - und zwar in allen Regionen der Welt.

In zahlreichen Veranstaltungen wurde kritisiert, dass in vielen Ländern gerade die am stärksten von HIV bedrohten Gruppen kaum von den Präventions- und Behandlungsangeboten erreicht werden. Dazu gehören vor allem Menschen, die intravenös Drogen gebrauchen, die im Sex-Geschäft tätig sind sowie Männer, die Sex mit Männern haben.

Extra-Lob für Community-Gruppen

Demonstrativ würdigte die Welt-Aids-Konferenz deshalb zahlreiche Selbsthilfe-Organisationen und Community-Vertreter, die sich größtenteils ehrenamtlich dafür einsetzen, eben diesen Gruppen die nötigen Informationen und gegebenenfalls Zugang zu einer HIV-Therapie zu verschaffen. Stellvertretend wurden 25 Community-Gruppen aus 17 verschiedenen Ländern mit dem Red Ribbon Award ausgezeichnet.

"Diese Organisationen haben erkannt, dass Aids ein Thema unter vielen ist, die alle eng miteinander verwoben sind", lobte Jeffrey O'Malley vom UN-Entwicklungsprogramm. "Sie haben verstanden, dass man Aids mit den großen Themen Gesundheit, Entwicklung und Gerechtigkeit verbinden muss, um eine Wirkung zu erzielen."

Therapie 2.0 und Prävention mit Gel

Ein weiteres Schlagwort, das die Konferenz beherrschte, war die Forderung von UNAIDS-Direktor Michel Sidibé nach einer "Therapie 2.0". Um die Ausbreitung des HIV-Virus endgültig zu stoppen, so der Plan, sollen Aids-Aufklärung und die medizinische Behandlung von HIV noch wirkungsvoller verzahnt werden.

Diskutiert wurden in Wien außerdem zahlreiche Fortschritte in der HIV-Forschung. Besonders eine südafrikanische Studie zu einem Vaginalgel (Mikrobizid), das ein HIV-Medikament enthält, faszinierte das Publikum. Die damit verbundene Hoffnung: Ein solches Anti-HIV-Mittel könnte Frauen die Möglichkeit bieten, sich selbstständig vor einer Ansteckung zu schützen, ohne auf die Kooperation ihrer männlichen Sexpartner angewiesen zu sein.

Nächste Konferenz erstmals in USA

Die nächste Welt-Aids-Konferenz wird im Juli 2012 in Washington und damit erstmals in den USA stattfinden. Ein Novum, denn bis vor wenigen Monaten gab es dort noch ein Einreiseverbot für HIV-Positive. Erst im Frühjahr hatte es Präsident Barack Obama aufgehoben.

Umso eifriger bemühten sich die amerikanischen Regierungsvertreter in Wien darum, die neue, aufgeschlossenere Nationale HIV- und Aids-Strategie Obamas ins rechte Licht zu rücken. Diese ist auch eine Abkehr von der stark religiös beeinflussten Aids-Politik George W. Bushs, die unter anderem besonderen Wert auf die Propagierung von sexueller Enthaltsamkeit gelegt hatte. Um diesen Wandel zu demonstrieren, ließ sich Barack Obama deshalb auch per Video-Botschaft in Wien zuschalten, um persönlich zur nächsten Welt-Aids-Konferenz nach Washington einzuladen.

 

(Pressemitteilung der Deutschen AIDS-Hilfe e.V., Berlin vom 26.07.2010)